Jakob Knapp

Transparency of Color, 2002/2003

FLZ - Lauterbach

 

Ostsee-Zeitung/Rügen, 6. Dezember 2002


"Orte des Zusammenspiels"
Zwei Welten, eine Ausstellung: Transparency of Colour

Putbus. Es sind Orte, das Zusammenspiel der Dinge, das Wie, das uns
berührt und in Erinnerung bleibt", sagt Künstlerin Jakob Knapp, die mit ihrem russischen Kollegen Sergej Ageev seit drei Monaten durch Sponsoring eines Lauterbacher Metallbaubetriebes an der letzten Ausstellung fur die Putbuser Orangerie in diesem Jahr arbeitet.
Die monumentalen Fenster-Installationen - immerhin zwölf an der Zahl und auf zwei Räume verteilt - sollen nun an ihren Bestimmungsort gebracht werden. Auch logistisch nicht ganz einfach und nur mit Hilfe des Sponsors möglich. In der Putbusser Orangerie werden die beiden Künstler... "den historischen Raum mit Aktualitat füllen", so Sergej Ageey, der die Arbeit auch als Liebeserklärung an das "immer Junge und gleichzeitig Alte" sieht.
Bilder und Reliefs werden auch die beiden Kreativen erst an Ort und Stelle in ihrer kompletten Entfaltung sehen, da die Arbeiten so monumental in den Ausmaßen sind, dass sie vorher nur vereinzelt in einer Scheune zum Trocknen und Aufbewahren hängen konnten.
Tiefe durch Farbe und Transparenz des Lichtes. Das wird das Credo sein, wenn die Exhibition, die ebenso in Berlin Oder Hamburg hängen könnte, morgen um 15 Uhr in der Putbusser Orangerie eröffnet wird.
A. KÄSTERMANN



OSTSEE-ANZEIGER Insel Rügen 4. Dezember 2OO2

Putbus: Unverhofft Internationales Flair

Orangerie-Ausstellung verspricht wahre Größe

Mit Liebeserklärungen ist das so eine Sache.
Doch was binnen dreier Monate durch die Hände von Jakob Knapp und Sergej Ageev in einer Scheune des Ingenieurbetriebes FLZ Lauterbach entstand, hält dieses Versprechen. Eine Architektin und ein Architekt, verbunden durch das gemeinsame Studium in Moskau, bekunden ihre Verbundenheit zur weißen Stadt Rügens.

Von Andreas Kästermann

Putbus/Lauterbach - Als Jakob Knapp (28), trotz des Vomamens eine Frau, ihr Studium in Moskau begann, lernte sie Russisch! Indem sie die beiden leicht zu erlangenden Bücher miteinander verglich: eine Deutsche und eine Russische Bibel. Gleichwohl sie sich nicht als religiös versteht, betrachtet sie die Bibel als ein verbindendes kulturelles Element.
Sergej Ageev (25) hat einen starken Hang zu Malerei Rembrandts. Und auch dieser bezog sich auf biblische Themen. Als Knapp und Ageev bei einem Inselbesuch den Putbuser Klassizismus im Allgemeinen und den der Orangerie im Besonderen mit ihren stilistisch vorgebildeten Blicken erfassten, fanden sie dort einen gemeinsamen Nenner für ihr Projekt.

"Transparency of Colour".

Zwei Jahre vergingen. Nun wurden die seit damals formulierten und skizzierten Gedanken monumentale und doch fragile Realität: In Lauterbach, auf dem Gelände von FLZ, wo auch die Malwerkstatt eine befristete Bleibe fand.
Blau und Rot dominierten in den Räumen, hier am Boden im Entstehen, da von den hohen Deckenbalken baumelnd. Maße sind vorgegeben von den späteren Örtlichkeiten. Denn wie die Gotik durch gefärbtes Glas Farbe ins Innere brachte, haben die beiden 12 der raumhohen, riesigen klassizistischen Orangeriefenster als Hintergrund - oder Gegenüber ihrer Malerei- und Papiercollagearbeiten erkoren. In beiden zum Park gewandten Räumen.
12 Papierfahnen als Reliefs und 12 malerische Arbeiten entstanden. Einmal Knapp und einmal Ageev. Eine internationale Synthese, die in jeder Großstadt hängen könnte. Doch es wurde die Orangerie. Welch glückliche Fügung für Putbus. Blau bestimmt den einen Raum mit Grundsätzlichem wie Licht und Finsternis oder Träumen, teilweise von Sergej Ageev in Papierreliefe liegender Frauen, besser einer Frau, gefasst, Rot für das Thema der gemalten biblischen Frauen. Die entwarf Jakob Knapp ebenso lebensgroß und kopierte sie mittels Kreide auf hinterlegte Stadpläne von Orten mit einem persönlichen Bezug wie Putbus, 
St. Petersburg, Augsburg, Rostock, Kiel, Halle und Münster. 

Das Paradies entsteht auf Erden. 

"Der klassizistische Landschaftspark sollte der Vorstellung des Paradieses entsprechen. Also ist die Gestaltung der Orangerie durch sakrale Elemente nur die konsequente Fortsetzung dieses Gedankens", formuliert Sergej Ageev seine Gedanken mittels Übersetzung.
Doch das Projekt, an dem die beiden insgesamt drei Monate arbeiteten, bedarf eigentlich keiner vordergründigen Erklärungen. Das Licht wird es richten.
Und wer den Aufwand sieht, wird alleine davon schon hingerissen sein.
"Es ist ein Trieb, das zu tun und die Finanzen müssen sich dem unterordnen", sagt Jakob Knapp, was der Betrachter staunend und intuitiv sowieso erahnt, sieht er die Bilder, Collagen, Reliefs und die bis zu 20 Schichten aufgetragener pigmentierter Acrylfarbe, die mit jedem Pinselstrich transparent für den Untergrund, der endgültigen Farbe näher kommt.

Ein internationales Projekt, privat initiiert und von drei Wirtschaftsbetrieben gesponsert, welches den Vergleich mit manchen Symposien sonst auf der Insel nicht scheuen muss.
Nach einer Woche des Aufhängens wird die Ausstellung am kommenden Sonnabend, dem 7. Dezember 2002, um 15 Uhr in der Putbuser Orangerie eröffnet. Im Beisein der Künstler versteht sich und ganz sicher zahlreicher Kunstliebhaber und Kunst-Kenner.