Jakob Knapp

Prinzessin auf der Erbse, Mittelsächsisches Theater Freiberg, 2011

Sächsische Zeitung
Samstag, 12. November 2011
Von Martin Morgenstern

Zur Inszenierung Die Prinzessin auf der Erbse im Mittelsächsischen Theater Freiberg-Döbeln

Frisch und knackig
Das Mittelsächsische Theater lässt die Prinzessin auf der Erbse singen

...Mit Ernst Tochs Kurzoper "Die Prinzessin auf der Erbse" hat das Mittelsächsische Theater eine kindgerechte, aber nirgends platte Inszenierung im Programm. Erwachsene erfreuten sich eher an der anspielungsreichen Ausstattung, die das Königreich auf einen kleinen drehbaren Wohnkasten komprimiert, inklusive Prinzessinnen-Casting im TV und einem Kühlschrank voller Dosenerbsen...

Freie Presse
12.November 2011
Von Thomas Reibetanz

Große Kunst für kleine Gäste
Das Ensemble des Mittelsächsischen Theaters hat es mit der Premiere von "Prinzessin auf der Erbse" geschafft, über 200 Kinder trotz Operngesang bei Laune zu halten.

FREIBERG - Das könnte man als Meisterstück eines Regisseurs bezeichnen: Wenn über 200 Knirpse am späten Vormittag eine dreiviertel Stunde lang relativ ruhig auf ihren Theaterstühlen, die zudem auch noch mittels Klappmechanismus als brillantes Spielzeug taugen, sitzen bleiben, obwohl auf der Bühne klassische Arien geschmettert werden, ist das große Kunst. Dem Ensemble des Mittelsächsischen Theaters ist das bei der Premiere der Musikoper "Prinzessin auf der Erbse" gelungen.

Regisseurin Susanne Knapp schafft dabei die Verbindung und gleichzeitig den Spagat zwischen Unterhaltung und Kultur. Beides sind für Theaterbesucher, die noch zu klein sind, um über den Bühnenrand gucken zu können, zwei völlig verschiedene Welten. Unterhaltung ist, wenn der alte Märchenerzähler mit seinem Rollator gegen die Wand fährt oder mit seinem Plüschtier redet.Christian Weber spielt diese Rolle so köstlich, dass auch die erwachsenen Zuschauer in das laute Gelächter einstimmen.

Kultur ist für Kinder hingegen das, was die Großen immer meinen, wenn sie sich langweilige Sachen angucken. Konzerte mit Holzinstrumenten und so. Oder wenn Leute Sachen singen, die sich so komisch anhören. So etwas wie Opern und so. Das will kein Kind wirklich hören. Es sei denn, es dauert nicht allzu lang, ein Erzähler sagt vorher, was die da oben auf der Bühne meinen, und der Gesang kommt aus einem bunten Puppenhaus.

Wie ein solches wirkt das Bühnenbild, das die Schwester der Regisseurin entworfen hat. Die hat sich übrigens den Künstlernamen Jakob Knapp gegeben. Vielleicht, um der Welt zu suggerieren, dass auch Männer märchenhafte Bilder entwerfen können.

Bei den Figuren verzichtet Ausstatterin Jakob auf Experimente. Der König sieht aus, wie ein König aussehen muss, den Prinz erkennt man an der Krone und die Erbse sogar in der letzten Reihe. Die Hauptfigur des Stückes ist nämlich richtig groß geraten und leuchtet im Dunkeln. Und schon darf man das "Chapeau" der nächsten Generation vernehmen: "Boar ey", ruft das Publikum.

...Schließlich sind wir nicht auf einem Kindergeburtstag sondern in einer Oper. Und was eine solche ist, wissen die kleinen Gäste nach dem Besuch auf jeden Fall. Sie werden daheim begeistert erzählen, dass sie Kultur gesehen und dabei kaum gequatscht haben. Und Unterhaltung hatten sie auch. Ganz tolle.