Jakob Knapp

Die Welt auf dem Mond, Nordharzer Städtebundtheater, 2018

Volksstimme
17.09.2018
Renate Petrahn

Ein ziemlich ungewöhnlicher Theaterabend voller Überraschungen

Ein „mondsüchtiges“ Festprogramm … stimmt auf neue Spielzeit ein / Premiere von „Die Welt auf dem Mond“

…Facettenreich … eingestimmt, sah das Publikum mit Spannung dem Haydn`schen heiteren Drama entgegen. …

Die 1777 in Eisenstadt (Esterhazy) uraufgeführte „Die Welt auf dem Mond“ …

In Halberstadt wurde die 11. Italienische Oper Haydns in einer Neubearbeitung von Susanne Knapp und Maxim Hofmann gezeigt. Ihr konzeptioneller Ausgangspunkt: der Mond als Sehnsuchtsort der Menschen in einer ebenso gelangweilten wie chaotischen, von Handys, Tablets und Selfies beherrschten Welt.

Diese Idee wurde durch die Regie (Susanne Knapp) und Bühnenbild (Jakob Knapp) konsequent umgesetzt. Der Lebensstil des Prekariats wurde mit der Genauigkeit einer Kamera widergespiegelt...Herrlich die von Jakob Knapp geschmacklos-trashig entworfenen Kostüme.

Im Sinne einer „Entschlackung“ des Originallibrettos erarbeiteten Knapp und Hofmann eine moderne Dialogfassung, gelegentliche Gesellschaftskritik eingeschlossen, die jedoch der Grunddramaturgie des Textbuches folgte…Dadurch erhöhte sich das Erzähltempo deutlich und die Handlung gewann an Komik. Solch eine Gradwanderung zwischen Originallibretto und Neufassung sowie die entsprechende musikalische Umsetzung muss polarisieren…

Während sich die jüngeren Zuschauer wie Bolle über die rasant aufeinanderfolgenden Gags amüsierten, brauchte das klassische Opernpublikum etwas Zeit, um sich an diese persiflierte Sicht des Lebens auf der Erde und auf dem Mond zu gewöhnen.

Beste musikalische Unterhaltung ohne Abstriche boten allemal die auch spieltechnisch ausgezeichneten Sängerinnen und Sänger. Ja, es schien, als hätten sie auf diese besondere Art der Inszenierung zwischen klassischer Oper und Blockbuster, gewürzt mit mehr als einer Prise der Gegenwart verpflichteter Gesellschaftskritik, geradezu gewartet, um endlich, „die Sau rauszulassen“...

Langanhaltender Beifall belohnte alle Mitwirkenden für den in seiner Art überraschenden und ziemlich ungewöhnlichen Abend…